Halligflieder und Schafe auf Amrum, © KQuedens© KQuedens

Naturwunder Salzwiese

09.02.2021

Die Salzwiesen gehören zum Nationalpark Wattenmeer. Seit 2009 sind sie als Weltnaturerbe streng geschützt. Dort wo die Wattflächen aufhören und das Festland beginnt, dort liegen diese Naturwunder. Sie bilden den natürlichen Übergang zwischen Land und Meer und damit einen besonderen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Salzresistente Sträucher und Gräser dominieren hier und schützen wie das Watt vor Küstenerosion. Sie schwächen hohe Flutwellen ab, saugen Wasser auf und dienen gleichzeitig als Kohlenstoffspeicher.

Durch die ständigen Überflutungen setzt sich regelmäßig Sediment in den Salzwiesen ab, die ihre Höhe Jahr für Jahr steigen lässt. Aufgrund dieses Phänomens kann sie den Meeresspiegelanstieg ausgleichen und spielt daher eine sehr wichtige Rolle im Küstenschutz.

Auf Amrum sind die Salzwiesen auf der Wattseite in drei Zonen eingeteilt: Pionier- oder Quellerzone, untere Salzwiese oder Andelzone und die obere Salzwiese oder Rotschwingelzone. In der Quellerzone im Bereich der Flut können sich aufgrund des hohen Salzgehaltes, der Strömung und der Trübung sowie etwa 700 Überflutungen im Jahr nur wenige Pflanzen wie Queller oder Schlickgras halten. Die Andelzone  wird fast täglich einmal überflutet. Hier findet man ein abwechslungsreiches Mosaik an Pflanzen wie Andelgras und Halligflieder oder Strandaster und Strandwermut. Zuletzt folgt die Rotschwingelzone, die nur noch selten vom salzhaltigen Meerwasser erreicht wird, etwa 10-mal im Jahr. Neben dem Rotschwingel wachsen hier auch Arten aus den Vorgärten wie z.B. der Weißklee.

Amrums Salzwiesen sind gleichzeitig Rast-, Nahrungs- und Brutplatz von rund 50 verschiedenen Vogelarten sowie etwa 2.000 Insektenarten. Allein 800 Arten kommen nur in den Salzwiesen vor. Ein großer Teil davon benötigt die dort wachsenden Pflanzen zur Fortpflanzung, wie der Halligflieder-Spitzmaus-Rüsselkäfer, der in die angefressenen freiliegenden Wurzeln des Strandflieders seine Eier legt.

Für die Amrumer sind die Salzwiesen ein Naturgeschenk, das es zu schützen gilt. Daher findet seit Jahren hier kaum mehr Beweidung statt, so dass sich dieses beeindruckende Ökosystem besser entfalten kann – auch wenn es im Gegensatz zu den anderen Salzwiesen-Orten in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg einen ganz kleinen Anteil ausmacht. Schleswig-Holstein hat einen Gesamtanteil von etwa 10.000 ha an Salzwiesen. Getoppt wird dieser mit 14.000 ha von Großbritannien, der sich von der Ostküste bis zum Kanal erstreckt.

Mehr lernen auf dem Salzwiesenlehrpfad

Wer mehr über die Salzwiesen auf Amrum erfahren möchte, kann sich im Naturzentrum Amrum schlau machen. Denn hier gibt es botanisch-kulinarische Salzwiesenführungen, wo am Beispiel einiger ausgewählter Pflanzen die Lebens- und Funktionsweise dieses besonderen Lebensraums erklärt wird und was der trockene Standort, das Salz oder die Überschwemmungen für diese bedeuten. Auf den Führungen im Frühjahr oder Sommer können bestimmte Pflanzen auch probiert werden. Weitere Infos hier. Wer keine Führung wünscht, kann von Ostern bis November auf dem Salzwiesenlehrpfad bei Nebel sich anhand zahlreicher Informationstafeln selbst Wissen aneignen.

Queller - das "Gemüse" der Salzwiesen

Bestimmte Salzwiesenpflanzenarten wie der Queller eigenen sich auch hervorragend als „Gemüse“ für die norddeutsche Küche. Hier und da bekommt man sie in Amrums Gastronomie serviert. Typisch ist zum Beispiel die Krabbenpfanne mit Queller.