Kegelrobben auf Amrum
09.02.2022
09.02.2022
Gute Vorsätze gibt es viele – wie abnehmen, sparen oder spenden. Doch wer einen Neustart in der Natur wagt, sammelt pure Energie für das ganze Jahr. Dafür eignet sich Amrum besonders gut. Denn hier kann man zum Beispiel von Kegelrobben lernen, wie man durch den Winter kommt. Von der aktuellen Geburtszeit über die Säuge- und Paarungszeit bis zum Haarwechsel konzentriert sich alles bei den süßen Tierchen auf die kalte Jahreszeit. Die Kegelrobbe ist das größte freilebende Raubtier Deutschlands und neben Helgoland auch rund um Amrum und Föhr zu finden. Die erste Geburt einer jungen Kegelrobbe fand auf dem Jungnamensand vor Amrum im Jahr 1988 statt. Hier befindet sich das einzige Aufzucht-gebiet von Kegelrobben in Deutschland, da es hochwassersicher ist. Steht der Platz bei Sturm doch einmal unter Wasser, weichen die kleinen Kegelrobben unter anderem auf den Amrumer Kniepsand aus – meist im Dezember und Januar. Er diente in den letzten Jahren aber auch als Ausweichplatz für einige wenige Kegelrobbenweibchen, um ihre Jungen in Ruhe zu gebären. Mit ein wenig Glück kann man diesem Naturerlebnis zufällig bei einem Strandspaziergang beiwohnen. Doch es gelten bestimmte Verhaltensregeln, um diese so wichtige Zeit nicht zu stören. Rund drei Wochen dauert die Stillzeit, in der die Jungen mit circa 50 Kilo das rund fünffache Gewicht zulegen. Dann tauschen sie ihr flauschiges weiches Embryonalfell, das zur Wärmeisolation und Tarnung dient, gegen ein kurzes dunkleres Fell ein, mit dem sie selbständig auf ihre erste Fischfang-Tour in der Nordsee gehen. Alleinsein für mehr Power
Oft über Stunden sind die kleinen Kegelrobben nach der Geburt allein am Strand. Das Muttertier zieht sich erst einmal in die Nordsee zurück. Doch sie hat ihr Junges immer im Blick und kommt meist in der Dämmerung oder nachts, um es zu säugen. Denn dann ist sie ungestört und produziert viel Milch. Besonders mutige oder verzweifelte Muttertiere kommen durchaus auch am Tage aus dem Wasser, um ihr Kleines zu verteidigen. 300 Kilogramm Masse kann dabei erstaunlich schnell sein. Dies zu beobachten, ist ein Phänomen, das man sehr sensibel behandeln sollte.
Bei der Kegelrobbenbetreuung arbeiten die drei Naturschutzverbände Verein Jordsand, Öömrang Ferian und Schutzstation Wattenmeer sehr eng mit den zuständigen Seehundjägern zusammen. In Schleswig-Holstein gibt es rund 45 ehrenamtliche Seehundjäger an der Nordseeküste. Die Mitarbeiter des Naturzentrums Amrum beobachten und bergen auch kranke und verletzte Tiere, die an die Seehundstation Friedrichskoog weitergegeben werden. Einmal ausgewachsen sind Kegelrobben die Vagabunden des Meeres. Wo es möglich ist, erreichen sie Tauchtiefen von bis zu 300 Meter. Die großen Männchen bilden nach blutigen Kämpfen mit ihren konkurrierenden Artgenossen Harems, die sie anschließend auch verteidigen. Kegelrobben sind mit etwa fünf Jahren geschlechtsreif und leben circa 30 Jahre. Sie haben kaum Feinde außer dem Menschen.
Skurriles
2004 wurde ein Kegelrobbenjunges vom Sturm zum Fähranleger von Amrum gedriftet und lag dort zwei Wochen an der Bushaltestelle, wo das Muttertier täglich eine drei Meter hohe Treppe hinauf robben musste.